#17 - Zurück in Deutschland

Mittlerweile ist mein letzter Post schon eine ganz schön lange Zeit her, und vor ein paar Tagen ist mir (mit Schrecken) aufgefallen, dass ich nun wieder genauso lange zurück in good ol' Germany bin, wie ich in Uganda war. 

Kurz nachdem ich wieder auf deutschem Boden gelandet war, habe ich meinen letzten Post geschrieben und dort versprochen, noch einen Post zu schreiben, nachdem ich mich wieder eingelebt und -gewöhnt habe in der alten Heimat.

Und nun sitze ich hier, mit einer langsam verblassenden Bräune, die von äquatorialer Sonne zeugt, wieder voll in Deutschland angekommen und im Alltagstrott gefangen. Meine ersten zwei Monate waren mehr als turbulent, ich habe mich oft missverstanden und unwohl gefühlt, hin und her gerissen zwischen meiner liebgewonnenen Heimat auf Zeit und meiner Heimat auf Lebenszeit. Gerade die ersten Tage in der ersten Kältewelle des vergangenen Novembers und der vorweihnachtliche Konsumrausch waren zu viel für mein komplett überfordertes Ich.  

Obwohl ich, gerade am Anfang meiner Zeit, oft mit den krassen Unterschieden zu kämpfen hatte und mir das Eingewöhnen in Uganda sehr schwer gefallen ist (wie das ein oder andere Mal ja auch aus meinen Posts hier hervor gegangen ist), war das Re-Eingewöhnen in der sonst so gewohnten Heimat noch schwieriger. Selbst nach nur drei Monaten habe ich angefangen, die für mich vorher 'normalen' Dinge, wie beispielsweise das Konsumverhalten, gerade bei Lebensmitteln und die 'Wegwerfgesellschaft' und die unglaubliche Chancenungleichheit zwischen europäischen und subsahara- Ländern, zu hinterfragen und bin wirklich schnell unglücklich geworden, da die Antworten immer wieder sehr frustrierend und ungerecht waren. Oft waren diese für mich frustrierenden Dinge für meine Mitmenschen nur sehr ansätzlich verständlich, die Problematiken sind zwar bekannt, aber werden oft einfach hingenommen, da sie auch nur sehr schwer zu beheben oder zu verändern sind, vor allem durch Einzelpersonen.

Es dauerte also eine Zeit, bis ich mir klar darüber war, dass es wohl das Los eines entwicklungspolitischen Freiwilligen ist, Momente des Erkennens zu haben (und diese in nicht zu knapper Zahl) und die Frustration darüber in möglichst produktiver Form umzusetzen. Das hört sich jetzt erst einmal vielleicht extrem negativ an, kann es auch sein, muss es aber gar nicht. In meiner Zeit als entwicklungspolitische Freiwillige durfte ich ja immerhin genau diese Erfahrungen machen mit dem gewollten Ergebnis, dass ich meine Heimat und generelle globale bestehende Strukturen bei meiner Rückkehr kritischer sehe. Mittlerweile ist mir auch bewusst, dass mich darauf wahrscheinlich niemand wirklich hätte vorbereiten können, genau wie auf die wirkliche Lebensrealität in Uganda, von der ich zwar im Vorfeld viel gelesen und gehört hatte, mit der ich aber trotz dessen KOMPLETT überfordert war. 

Nun ist für mich meistens schön, aber immer hilfreich an meine Zeit in Nansana und Kampala zurück zu denken und an das, was ich alles erlebt habe. Manches hört sich selbst für mich mittlerweile abenteuerlich an, aber auch unglaublich cool. 

Zu meiner produktiven Form des Umsetzens habe ich mir gemacht, einen möglichst kleinen ökologischen Fußabdruck zu hinterlassen und die Idee vielleicht sogar anderen näher zu bringen, um die bestehenden Vorurteile gegen 'diese Ökos' ein bisschen abzubauen. Auch werde ich mich weiterhin engagieren, um das Projekt weltwärts zu fördern und meine entsendende Organisation ijgd zu unterstützen. Trotz meiner eher mittelmäßigen Erfahrung würde ich den weltwärts-Dienst allen Interessierten, Aufgeschlossenen und Abenteuerlustigen weiterempfehlen, vor allem mit ijgd, die sowohl in vorbereitenden als auch nun in nachbereitenden Dingen immer hilfreich und verständnisvoll waren. 

 

Das also war mein Abenteuer in Uganda, und somit ist dies auch mein vorerst letzter Post auf diesem Blog.

Zumindest so lange, bis es mich wieder irgendwo hin in die Welt verschlägt und ich das Verlangen verspüre, meine Eindrücke zu teilen.

Neue Namensvorschläge für diesen Blog werden übrigens gerne entgegen genommen, entweder durch eine Nachricht oder durch einen Eintrag ins Gästebuch oder auch auf meinen verlinkten sozialen Medien am Ende der Seite. 

 

Kwa Heri!  

 

- marlen, wieder angekommen mit ein bisschen bleibender roter Erde im Blut