#16

"Bye Muzungu"

Nach knapp drei Monaten in Uganda habe ich am Montag meinen Koffer und Rucksack gepackt und mit sehr ambivalenten Gefühlen Uganda verlassen - nicht etwa, weil es mir nicht gefallen hat, sondern weil meine gesundheitliche Lage eher einen frühen Rückzug vorgesehen hat um dann nach vollständiger Genesung einen weiteren 'Angriff' zu wagen. 

Meine letzten Tage in the UG waren sehr vollgepackt und turbulent (genauso wie der Flug zurück) und haben einige bleibende Erinnerungen hinterlassen. Zusammen mit meinen beiden liebsten Mitfreiwilligen habe ich es mir zum Ziel gesetzt, alles noch ein mal zu tun, was ich nun schon schmerzlich vermisse. Unter anderem stand auf dieser Liste ein letztes Mal Kaffee trinken im wahrscheinlich schönsten Café in Kampala, wenn jemand mal dort in der Nähe sein sollte, kann ich den 'house coffee' und die 'cold brew Jerry can'  wirklich nur empfehlen! Die Bedienung hat sich sogar persönlich von mir verabschiedet und drei Mal gefragt, wann ich wieder komme. 

Ein weiterer Punkt war ein Treffen mit unseren deutschen Bekanntschaften von meinem letzten eher desaströsen Jinja-Trip. Die beiden reisen seit 8 Monaten durch Asien und Afrika und haben ihren Aufenthalt in Uganda spontan verlängert, weil ihnen das Land und die Hauptstadtregion so gut gefallen hat. Habe mit den beiden lange darüber gesprochen, dass mich gerade Kampala sehr lange einfach gestresst hat, wenn ich dort war und es mir dementsprechend nicht ganz ersichtlich war, warum sie genau wegen dieser Stadt ihr Visum für das komplette Land verlängert haben. Da ihre Afrika- und generelle Reise-Erfahrungen in Groß- und Hauptstädten weit über meiner liegt, konnten mir beide versichern, dass Kampala zwar unorganisiert und manchmal auch stressig ist, aber es sich im Vergleich zu anderen Städten und Ländern, die sie in der letzten Zeit bereist haben, es sich um organisiertes Chaos handelt und man zwar den Überblick verlieren kann, die Einheimischen vor Ort aber immer so hilfsbereit und nett sind, dass man sich nie vollkommen verloren vorkommt. Also bleibt Uganda und vor allem Kampala eine Reiseempfehlung - auch von mir. 

Auf den letzten Metern haben wir mit unserer kleinen deutschen Gruppe auch noch ganz schön viele nette Bekanntschaften gemacht, die alle dort vor Ort noch Ansässigen natürlich fleißig pflegen, ich aus der Ferne gebe auch mein Bestes, immerhin ist mit dem weltweiten Netz ja nichts unmöglich. 

Der Tag meines Abflugs war schon traurig, aber er hatte auch gute Seiten: Zum Beispiel habe ich morgens noch im besagten Lieblingscafé gefrühstückt und zusammen mit den Schulkindern aus meinem Projekt Mittag gegessen. Wie ich früher schon einmal geschrieben habe, ist das Standardessen in Bildungseinrichtungen Posho (Maismehl mit heißem Wasser - wird zu einem sehr festen Brei mit wenig Eigengeschmack) mit Kidneybohnen - sehr kohlenhydrathaltig und füllend. Als kleines Goodbye - Present hat die Haushälterin und Köchin ein abgewandeltes Menü zusammen gestellt, damit die Kinder auch irgendwas positives von meinem Abschied haben: es gab also Reis anstatt Posho, grünes Gemüse, Kürbis und die lokal-speziale Erdnusssauce.

Nach dem Mittagessen ist mein Abschieds-Squad dann mit mir zusammen zu meiner Gastfamilie gefahren, um dort mein Gepäck abzuholen und die Abschiedstränen zu trocknen. Von da aus haben wir uns dann auf gemacht Richtung Entebbe, wo sich der ugandische internationale Flughafen befindet. Die benötigte Zeit bis dahin lässt sich immer nur schwierig abschätzen, da der Stau oft und unvorhersehbar kommt. Also haben wir uns 5 Stunden vor der Abflugzeit auf den Weg gemacht, um ja nicht zu spät zu kommen (Es gab keinen Stau und wir waren 4 Stunden vorher da). Der eigentliche Abschied war von meiner Seite - wie immer - tränenreich (sehr nah am Wasser gebaut, man könnte fast sagen im Wasser), aber auch kein Abschied für die Ewigkeit, habe mir auf jeden Fall vorgenommen, in näherer Zukunft (wenn ich Geld für die Flugtickets und Essen habe) zurück zu kehren. 

 

Die eigentliche Rückkehr hier war bis jetzt auch nicht ganz unproblematisch, als ich am Dienstag angekommen bin, war ich ziemlich damit beschäftigt, mich zu übergeben, das Flugzeugessen war wohl nicht mein Freund. Seit dem heißt es abwarten und Tee trinken, wobei abwarten mehr Code für Arztbesuch und Blutcheck ist. 

In nicht allzu ferner Zukunft werde ich einen weiteren Eintrag schreiben über den Re-Kulturschock, den ich gerade schon erfahre, aber noch ein bisschen sacken lassen will. Also ist dieser Blog auch noch nach  meiner Rückkehr aus Uganda up to date.

-xx, Marlen, ein kleines bisschen gejetlaged und noch nicht ganz auf der Höhe