#12

Wie ich zur echten Uganderin geupgraded bin

Nachdem ich den Kulturschock nun endgültig überstanden habe, ist für mich nur noch wenig superkomisch. Das liegt vor allem daran, dass meine Gastfamilie sich besonders ganz am Anfang viel Mühe gegeben hat, um mich nicht zu überfordern. Eine der ersten Fragen war, was ich gerne frühstücke. Ich hab dann aus dem Supermarkt Erdnussbutter und Toast mitgebracht. es schien mir am einfachsten. Das habe ich ganze zwei Tage gefrühstückt, bis ich danach immer wieder mit neuen Leckereien überrascht wurde, oft Avocado (frisch vom Avocadobaum aus dem Garten), Papaya (auch frisch aus dem Garten), oder andere lokale Frühstückssnacks.

Da meine Gastmutter aber erkannt hat, dass Erdnussbutter mein Favorit ist und ich in einem Land bin, dass Erdnüsse anbaut und auch oft in lokalen Gerichten verarbeitet, wurde ich in der vergangenen Woche jeden Abend mit einem neuen Gericht überrascht, dass mindestens zu einem Teil aus Erdnuss(-sauce) bestand. Gestern wurde mir dann die Spezialität kredenzt, eine sämige Erdnusssauce mit Kidneybohnen und Grünkohl (sehr beliebte Beilage, hier immer nur 'Greens' genannt) zusammen mit einem Hirsepüree und Kartoffeln, das Gericht wird traditionell im Osten und Westen Ugandas zubereitet, in den Regionen ist Hirse als Nahrungsmittel auch sehr beliebt. Als meine Gastmutter mir also den Teller und die Schüssel mit der Sauce gegeben hat, hat sie mir auch gesagt, dass das Essen für gewöhnlich mit den Fingern gegessen wird und hat mich gebeten, mir die Hände waschen zu gehen, damit ich es wie eine echte Uganderin essen kann. Also bin ich wie die brave Gasttochter, die ich bin, in das Badezimmer gegangen und hab mir meine Händchen geschrubbt (habe natürlich vorher unglücklicherweise mein Anti-Mosquito-Spray benutzt und hatte es überall kleben) und bin dann zurück zum Tisch, wo mittlerweile meine Gastfamilie in verschiedenen Positionen, möglichst unauffällig, so stand, dass sie mich bei meinem ersten Versuch des mit den Fingern Essens beobachten konnte. Nach meinem ersten Bissen, gar nicht mal so unerfolgreich, wurde dann ein bisschen gelacht und gekichert, was mich nicht direkt verletzt hat, aber mir schon ein bisschen unangenehm war, immerhin versuchte ich sehr, mich den Gepflogenheiten anzupassen. Aber das Verhalten sehe ich auch oft hier in der Schule, das Auslachen gehört hier irgendwie dazu, was für mich mit der erlernten 'Was du nicht willst, das man dir tut, das füg' auch keinem anderen zu' - Mentalität schwer zu verdauen und auszuhalten ist.  Also habe ich gestern Abend mein Bestes gegeben, um nahtlos in die ugandischen Gepflogenheiten überzugehen, ohne eine rießige Sauerei zu veranstalten (- es hat geklappt, keine Sauerei, keine Flecken auf dem T-Shirt - meine Mama ist davon wahrscheinlich sehr überrascht, das schaffe ich nur sehr selten selbst mit Besteck). 

-xx, Marlen, immer noch sehr gesättigt von dem Hirsepüree