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Nach meinem Ausflug letzte Woche in den schönen Südosten meines derzeitigen Heimatlandes habe ich gemerkt, wie anstrengend das Leben in Kampala eigentlich ist. Kampala ist als Hauptstadt offensichtlich lebhafter und geschäftiger und pulsierender als jede andere Großstadt in Uganda, aber die sehr penetrante Art mir als Weiße gegenüber fällt mir erst jetzt auf, nachdem ich kennen gelernt habe, dass dieses Verhalten nicht überall üblich ist. Selbst in Nansana, in meinem Wohnort, welcher sich genau außerhalb der Stadtgrenzen Kampalas befindet, ist es sehr anstrengend am öffentlichen und sozialen Leben teilzunehmen, da das Anfassen bei locals dazu gehört, bei Muzungus aber noch häufiger vorkommt, oft weil die Leute einfach neugierig sind, wie sich weiße Haut im Vergleich zu dunkler anfühlt (Spoiler: gar nicht so viele Unterschiede) und sie vielleicht noch nie Gelegenheit dazu hatten, helle Haut zu berühren. Das finde ich persönlich sehr anstrengend. 

Auch die unglaubliche und unbeschreibliche Dichte des Verkehrs ist ein Punkt, der mich immer unbewusst sehr gestresst hat, mir aber erst bewusst geworden ist, als ich das Gegenbeispiel gesehen habe. Hier in der Hauptstadtregion ist es permanent voll auf den Straßen, es fahren Sammeltaxis, Motorräder, Fahrräder, manchmal auch Lkws, alle beladen mit den verschiedensten Sachen. Dazwischen findet man Fußgänger aller Altersklassen und Schrittgeschwindigkeiten und Tiere aller Klassifizierungen, aber vor allem Ziegen, Hühner, Hunde und Rinder. Am Straßenrand sind dann hier viele Verkäufer, die ihr Gut an den Mann und die Frau bringen wollen, die Verkaufsgegenstände reichen von gegrillten Maiskolben und Bananen über Kleidung bis hin zu Matratzen und Bettgestellen. Die Verkäufer sind sehr hartnäckig und ein einfaches 'Nein,danke' ist hier oft keine geltende Antwort. In Jinja war sowohl das Verkehrsaufkommen als auch die Verkaufsmethoden weitaus entspannender und zurückhaltender. 

Mir ist dort auch bewusst geworden, wie frustrierend meine Arbeit ist im Gegensatz zu den anderen Freiwilligenstellen. Nach meinem ersten Monat hier habe ich den Kulturschock endgültig überstanden und mich auch eingelebt, was meine Situation aber nicht wirklich befriedigender oder besser macht. Meine Arbeit in meinem Projekt beläuft sich auf eine Stunde unterrichten pro Tag und 'Büroarbeiten', wie Resourcen mobilisieren oder Networking, bei beiden soll ich letztendlich Spender finden, die das Projekt hier unterstützen wollen. Leider ist das gar nicht das, worauf ich eingestellt war und was mich vor allem auch interessiert.  Ich versuche mich dennoch bestmöglich mit der Situation zu arrangieren und daraus zu lernen und Erfahrungen zu sammeln. 

An meinen Wochenenden, die ich so stress- und frustfrei wie möglich versuche zu gestalten, hatte ich in den letzten Wochen das Glück, immer wieder neue, sehr interessante Leute kennen zu lernen und neue Cafés und Restaurants zu entdecken. Für Leser*innen, die an Uganda interessiert sind, kann ich es als Reiseland nur empfehlen und das beste Café laut lonelyplanet (man kann eine Kaffeesafari machen!) sowie meinen  persönlichen Favoriten  allen nur ans Herz legen. 

xx, Marlen, ein bisschen frustriert, aber schon von der äquatorialen Sonne gebräunt 

Hier Bilder meines letzten Wochenendes: 

Hier ein Bild meines Samstags im Café 1000 Cups of Coffee. Nachdem ich mich von der Kaffeequalität überzeugt habe, habe ich auch den frisch gepressten Maracujasaft getrunken und mit meiner neuen Lektüre  ('Dracula' von Bram Stoker) die Sonne für kurze Zeit genossen, bevor sie zu intensiv wurde. 

Hier mein Sonntags-treat-yourself mit meiner Mitfreiwilligen Lea bei Endiro. Obwohl hier sehr viel Obst angebaut und geerntet wird, esse ich in meiner Gastfamilie sehr wenig davon, die Gründe dafür sind mir bis jetzt noch unbekannt, vielleicht werden die Erträge einfach verkauft, damit von dem Geld wieder neue Dinge angebaut werden können, ich forsche in der Thematik nach. Deswegen sind Wochenenden eigentlich immer mit selbstbestimmten Essenswahlen verbunden und das ist oft ein Saft, ein Smoothie oder ein Salat. Hier war unser Snack Cassawa mit Guacamole und ein Orange-Mango-Ananans-Smoothie (alle im Land angebaut und erst vor kurzem geerntet).